Samstag, 18. August 2007

Hi zusammen :-)

meine Urlaubswoche neigt sich so langsam dem Ende zu und ich hab natürlich wieder einiges zu berichten, was ich in den letzten Tagen erlebt habe...

Am Mittwoch hatten sich meine Füße dann wieder erholt und ich fühlte mich fit für einen weiteren Tag Tokyo.
Zuerst machte ich mich auf den Weg zur Deutschen Botschaft in Tokyo - hatte die kleine Hoffnung meine Visa-Verlängerung geklärt zu bekommen. Doch - was hätte ich anderes von der DEUTSCHEN Botschaft - sie hat nur von 8.30 bis 12 Uhr auf!!! Na ja, deutsche Ämter, ich sags ja, das ändert sich auch in anderen Ländern nicht :-)
Ein bisschen entschädigt wurde ich durch einen Spaziergang in einem nahe gelegenen, schönen Park.
Danach machte ich mich auf Richtung Ueno. Ein weiterer Stadtteil Tokyos, der noch geprägt ist vom "alten" Tokyo, also bevor die Stadt vom Hype der Moderne ergriffen wurde. Und so fühlte es sich dort auch an... ich begann meine Erkundungen im Ueno Park, einer der großen Parks in Tokyo, landschaftlich nicht sooo schön, aber voll von Museen (war aber (noch) in keinem einzigen...) und versteckten Tempeln und Schreinen (Fragt mich nicht nach dem Unterschied :-)!). Von denen schaute ich mir dann auch einige an und musste wieder einmal feststellen, dass diese Plätze in Tokyo etwas besonderes an sich haben:
zunächst einmal finde ich einfach die Architektur, also die Gebäude an sich wunderschön, aber das eigentlich besondere ist, dass - egal wie laut es drumherum ist (und in einer Großstadt ist es sehr laut) - dort immer eine gewisse Stille herrscht, eine Ruhe, die einen umgibt... und das ist unbeschreiblich!

Besonders toll war der "See" im Ueno Park - man konnte den See nicht wirklich sehen, das er total überwachsen war mit riesigen grünen Blättern... dazwischen große rosefarbige Blüten!

Nach dem Spaziergang durch den Ueno Park schlenderte ich noch durch eine Straße mit hunderten kleinen Läden... hier kann man spüren, wie es "früher" in Tokyo zugegangen sein muss... die Häuser sind alle relativ niedrig, die Geschäfte sind klein und es ist noch nichts so "versnobbt" wie in den anderen Gebieten Tokyos, wie Shibuya oder Ginza :-)
Zwischen all den kleinen Läden habe ich auch einen Supermarkt entdeckt, der nuuur Süßigkeiten hat! Ich hätte den ganzen Laden leerkaufen können, ich kannte zwar fast nix, probiere aber gern alles :-) und bis jetzt bin ich mit dieser Methode eigentlich sehr gut durchgekommen :-)
Das einzige, was ich an essbarem hier wirklich EKLIG finde, ist der grüne Tee... *schüttel* - widerlich :-) aber man muss ihn ja nicht trinken!

Am Donnerstag stand dann BBQ (auf Deutsch - "grille":-)...) auf dem Programm! Wir (9 Testo-Leute) trafen uns schon um halb 9 Uhr morgens vor dem Office. Dort verteilten wir uns und das Gepäck auf 2 Autos und dann gings auch schon los. Von Shin-Yokohama aus fuhren wir ca. 3h - hatten auch noch Stau... - ein bisschen außerhalb der Stadt. Dort gab es ein Restaurant und daneben ein Fluss. Man kann angeln, grillen und einfach ein bisschen relaxen. Es ist aber alles ein bisschen touristisch, so ist zB der Fluss in kleine Teiche unterteilt, in denen man fischen darf :-) jeder Angler bekommt einen Teich zugeteilt :-)...
Wir aber wollten ja nicht angeln, sondern grillen. Am Fluss gab es einen großen überdachten Platz auf dem viele "Grilltische" (schaut euch am besten die Photos an, ist schwer zu erklären :-)!) standen. Einer davon war unserer :-), an dem ließen wir uns auch nieder, jeder bekam sein Schüsselchen und ein Paar "Stäble" :-) und nach dem der Grill mit Gas angeheizt wurde konnte es auch schon losgehen. Wir haben zum Teil Sachen selbst mitgebracht und vom Restaurant gab es auch noch eine Riesenschüssel mit Grillgut... Es gab lauter feine Sachen :-) das wohl besondere am "japanischen" BBQ, bzw. der Unterschied zum deutschen Grillgut, ist, dass es keine Steak oä in dem Sinn gibt. Nein, auch keine Tofu-Wurst :-), sondern kleine, dünngeschnittene Fleischstücke - ist viel besser als die fetten Steaks die erstmal ne halbe Stunde auf dem Grill brauchen! -, dann gab es kleine Würstle, etwas Kohlartiges, Zwiebeln, Karottenscheiben, Bambussprossen und das Beste waren dünne Kürbisscheiben - gegrillt, einfach genial! Natürlich alles stäbchengerecht geschnitten :-)
Kurz gesagt, es war alles superlecker!!
Um das ganze dann etwas abzutrainieren haben wir Badminton und Frisbee gespielt.
Ach ja, und zum BBQ kam auch Isoda san, arbeitet hier in der Verwaltung (Personal, Logistik usw.). Er kam mit seiner Frau - von der habe ich übrigens das Fahrrad - und seiner kleinen Tochter Miu. Sie ist zwei und total herzig, ein bisschen schüchtern :-) Aber seht am besten selbst auf den Bildern!!
Irgendwann hat es dann angefangen zu regnen und wir sind nach hause aufgebrochen. Leider dauerte die Rückfahrt über 4 Stunden - es war ziemlich viel Stau unterwegs, aber lustig wars trotzdem. Wir haben glaub jede Stunde mal angehalten um uns mit Süßigkeiten und/oder Eis einzudecken :-)

Am Freitag nutzte ich den letzten freien Tag unter der Woche um ein bisschen Bürokratiekram zu erledigen. Ich habe nämlich momentan nur eine Aufenthaltsgenehmigung bis 25. Oktober. Da ich aber bis im Dezember bleibe muss ich die ja verlängern. Also bin ich aufs Immigration Office in Yokohama und wollte den Antrag ausfüllen - aber scheinbar ist nicht nur unsere Bürokratie sooo kompliziert, sondern auch die japanische :-) musste erstmal nachweisen, dass ich genug Geld hab, um meinen Aufenthalt hier zu finanzieren, musste beschreiben, was ich hier mache und außerdem muss ich noch eine Begründung schreiben, warum ich länger hier bleiben will! Und das natürlich noch von der Firma abgesegnet... huiuiui! Na ja, vielleicht muss das eben alles sein, man kann eben nicht so einfach irgendwo bleiben, geht ja bei uns auch nicht... anyway, jedenfalls muss ich da jetzt nochmal hin - herrje...
Außerdem bin ich an diesem Tag noch ein bisschen durch Yokohama spaziert, hab mal wieder Geld abgehoben (oh je, schon wieder so viel ausgegeben?? :-)..) und habe für Papa und Carina Zugkarten organisiert.

Nu... und heute ist ja schon wieder Samstag :-) Auch heute war ein eher ruhiger Tag. Hab "verschlafen", aber eigentlich nicht wirklich, musste ja nicht arbeiten oder so. Wollte um kurz nach 9 aufstehen, hab dann aber bis um halb 11 geschlafen und beschlossen, auch heut mal nicht so viel zu unternehmen - hab ja schließlich noch 4 Monate Zeit, die Gegend hier zu erkunden :-)
Bin einfach ein bisschen hier in Shin-Yokohama am Fluss entlangspaziert und bin zum Nissan-Stadion gelaufen. Dort hat 2002 das WM-Endspiel zwischen Brasilien und Deutschland stattgefunden - 2:0 haben wir verloren... jaja!

Ja, und jetzt sitz ich hier in meiner Wohnung, telefoniere mit Lena, Marco, meiner Family und hoffentlich bald auch mit Daniel!!

Nächste Woche gehts wieder los mit arbeiten und am Donnerstag kommen mich dann Papa und Carina für 4 Tage besuchen! Freu mich schon auf euch zwei!!

Ganz liebe Grüße aus dem Land,
in dem es scheinbar doch Schuhe für meine Elefantenfüße gibt :-)

Passt auf euch auf! Und ich freu mich auf/über eure Mails!!! DANKE!

Eure Julia
Ich möchte euch hier kurz einen Text (auch ein Blog) von Silvia Herve (sie hat 2 Jahre in Tokyo gelebt) vorstellen - ich habe ihn im Internet gefunden, gelesen und währenddessen nur immer wieder genickt und mir gesagt: Stimmt, ja, genau, so gehts mir auch...
Weil ich ihn so treffend und irgendwie lustig finde, dachte ich, ich stell ihn einfach mal online - auch wenn er nur "peripher" was mit meinen Japan-Erlebnissen zu tun hat :-)

Das gestörte Verhältnis zu meinen Füßen

"Gestern war ich in München im Schuhladen und wurde Zeugin eines Gesprächs zwischen einer Kundin und einer Schuhverkäuferin. Die Verkäuferin sagte, dass die Größen 39 und 40 immer am schnellsten ausverkauft seien, diese Größen hätten die meisten Frauen. Wow, das ging runter wie Öl: 39 ist auch meine Schuhgröße und mir wurde bewusst, ich bin völlig normal. Nein ich habe keine Elefantenfüße, nein meine Füße sind okay.
In Japan hatte sich mein Verhältnis zu meinen Füßen radikal verändert und zwar nicht zum Guten. Ich liebe Schuhe und Japanerinnen tun das auch, das erkennt man ganz schnell: im Straßenbild, in den Schuhläden und Schuhabteilungen der Kaufhäuser. Ich habe noch nie eine solche Menge an unterschiedlichen Schuhdesigns erlebt. Die Kaufhäuser sind voll mit Schuhregalen, ganze Etagen nur mit Schuhen, Schuhen, Schuhen. Unterschiedliche Designer, Labels, Farben und Materialien: man kann im Prinzip Tage in der Schuhabteilung verbringen und schwelgen. Und sogar eventuell kaufen, wenn es da nicht ein kleines Problem geben würde.
Bei einer solchen Auswahl gibt es nichts Schlimmeres, als dass man nicht reinpasst. Am Anfang ging ich mit einer gewissen Naivität ganz forsch in den Laden und habe ein Paar Schuhe probiert. Also ich meine versucht zu probieren, es gibt ja Größen wie XL oder XXL auch für Schuhe. Die Verkäuferin hatte ihren Blick für einen Moment nicht unter Kontrolle und ich sah in ihrem Gesicht den Schock, als ich meine Füße in die zierlichen Sandalen zwängte. Wie peinlich...., schnell zog ich meine Schuhe wieder an und verließ fluchtartig den Laden und kehrte zumindest in diesen niemals zurück.
Ich konnte es einfach nicht glauben und unternahm noch ein paar Mal den Versuch, Schuhe anzuprobieren. Bei meinen nächsten Anläufen, versuchte ich immer der Verkäuferin zu entkommen. Das wurde manchmal richtig zum Spießrutenlaufen, denn in Japan steht Service an erster Stelle und es ist immer jemand da der hilft, berät oder auch nur lächelnd dabeisteht. Ich probierte die Schuhe dann in der hintersten Ecke des Ladens und nie passte ich rein und das bei einer ganz normalen deutschen Schuhgröße 39.

Ich musste schließlich zu der bitteren Erkenntnis kommen, dass Schuhmode in Japan bei Größe 38 nicht mehr zu existieren scheint. Und ich hatte das Gefühl, dass Japanerinnen mit dieser Schuhgröße ihre Füße auch lieber in unauffällige Treter zwängen. Natürlich steckt dahinter das herrschende Schönheitsideal vom kleinen Fuß. Nicht nur Chinesinnnen wurde es aufgebührdet die Füße in Bandagen zu wickeln, damit sie sich nicht vollständig entwickeln konnten und möglichst klein blieben.
Schade, japanische Schuhmode war nicht für mich gemacht. Ich konnte sie also nur an den Füßen der Japanerinnen bewundern und die trugen ihre Sandälchen, hochhackigen Pumps, Riemenschühchen, Stilettos oder Plateauschuhe mit einer Freude, dass ich meine Füße um so mehr versteckte. Und wenn ich mal offene Schuhe trug, hatte ich immer das Gefühl, dass man mir auf die Füße schaute und mehr als einmal musste ich erschrockene Blicke über mich ergehen lassen.
Ein Gutes hatte das Ganze: zwei Jahre lang blieb mein Konto – zumindest von Schuhrechnungen - verschont. "

So, also wie gesagt,
ich finde ihn lustig :-)

Aaaaaber - man lese und staune:
Heute habe ich tatsächlich Schuhe gefunden!!!
JUHUUUU! Und ganz süße... :-)
(siehe links)